Gedenkseite von Susi

Trotz der Schrecken, die sie in ihren ersten dreieinhalb Jahren als Straßenhund in Südspanien und bevor sie von einer Tierhilfeorganisation aus einer Tötungsstation gerettet wurde, erlebt hatte, war ihr Lebenswille ungebrochen. Die Suche nach Futter, egal woher und was, war in den ersten Wochen, die sie bei mir war, ihre wichtigste Beschäftigung. Gleich in der ersten Woche ertappte ich sie dabei, da sie das Mittagsessen komplett vernascht hatte. Sie stand mitten auf dem Tisch, schaute mich herausfordernd an und leckte sich genüßlich das Schnäuzchen! Ein unvergeßlicher Anblick für mich. Erst allmählich lernte sie, dass für sie immer ein gefüllter Futternapf bereitstand. Andere negative Erfahrung ließen sich nicht so leicht auslöschen. So mochte sie keine Männer um sich. Besonders, wenn diese nach Nikotin rochen, wurde sie agressiv und schnappte nach ihnen. Beim Gassigehen bellte sie alles an, was auf sie zukam, egal ob Mann, Frau oder Kinder. Ganz schlimm wurde es, wenn uns beiden beim Gassigehen Inliner und Skater oder Radfahrer entgegenkamen. Ich konnte es nicht riskieren, sie frei laufen zu lassen. Sie griff alles an, was ihr in den Werg kam. Erst nach intensiver Arbeit mit einem Hundetrainer besserte sich das. Sie lernte, dass das uninteressante Weggefährten sind, die ihr nichts Böses tun wollen. Die Angst vor Mißhandlungen war wohl das Prägenste, was sie in Spanien gelernt hatte, und diese Angst schwand nur sehr langsam. Als sie merkte, dass ihr in Zukunft keine Gefahr mehr drohte, weil "ihr" Mensch - ich - sie beschützte, schenkte sie mir alle ihre Liebe und ihr Zutrauen. Sie wickelte mich komplett um den Finger und ihre wunderbaren Augen strahlten mich liebevoll an. Wir hatten fünfzehneinhalb wurdervolle Jahre zusammen. Erst in den letzten Wochen ihrer seit mehreren Jahren bestehenden Herz- und Nierenerkrankung (Pudelhusten bzw. Herzklappeninsuffizienz) ließ ihre Kraft deutlich nach, aber sie bellte immer noch den Briefträger an! Schließlkich musste ich mir selbst eingestehen, dass sie Schmerzen litt. Nach einem langen Gespräch mit der Tierärztin ließ ich meine über alles geliebte Susi am 10. Mai gehen. Sie wartet jetzt im Hundehimmel auf mich!