Gedenkseite von Chili

Die erste Begegnung mit Chili: Er versteckt sich, scheu und wild in einer Ecke der Tierrettungsstation. Er faucht und reißt der Helferin eine blutige Spur in den Arm, als sie ihn in den Transportkorb steckt. Auf der 150 Kilometer langen Fahrt in sein neues Zuhause bewegt er sich keinen Millimeter, scheint nicht einmal zu atmen. Er braucht etliche Wochen, bis er nicht nur nachts heimlich an sein Futter geht. Und eines Tages liege ich lesend auf dem Sofa, bemerke plötzlich ein warmes Gewicht auf den Beinen: Chili ist angekommen und hat vertrauen gefasst. Seitdem liegt er fast jede Nacht an mich gekuschelt im Bett, war frech und neugierig, erkundet ein weites Revier und ist - obwohl immer kleiner vom Wuchs als andere Kater - der King im Rudel. Dann stirbt er fast an einer Vergiftung, der Tierarzt schreibt ihn ab. Aber nicht er sich selbst. Er überlebt. Er frisst und wird gesund. Dann wird er allmählich blind und unsicher, sucht mehr Nähe. Und eines Abends, von einem Augenblick zum nächsten, gibt sein Herz auf. Keine Angst, kein Maunzen... nichts. Er bleibt lebendig in meinem Herzen. Die anderen Kater vermissen ihn und lernen langsam, ohne ihn zu leben.