Gedenkseite von Kaliopi

Kaliopi, meine Heldin Kaliopi hab ich Zeit meines Lebens mit Fug und Recht als Heldin bezeichnet. Geboren als Tochter einer Athener Streunerkatze in einem engen, dunklen Kellerfenstersturz hatte sie es von Anfang an nicht leicht. Auch wenn ihre Mutter sich redlich bemühte, gab es doch nie genug zu Fressen für sie und ihr Brüderchen. Sie hungerten alle drei. Die Mutter starb 3 Monate nach der Geburt, der kleine Bruder wurden von Kindern, die ihn quälten, vertrieben. Und so musste Klein-Kaliopi allein zurecht kommen, mitten in Athen, ohne Familie, die meiste Zeit hungrig und oft unter einem Busch versteckt vor dem Rummel um sie herum, vor Autos, Menschen, Hunden. Dass sie all das überlebt hat, machte sie schon zu einer Heldin. Doch später, als sie mit mir schon in Deutschland lebte, vollbrachte sie erst ihre ganz große Heldentat: es war Sonntag Morgen, ich wollte ausschlafen, doch Kaliopi nervte mich –ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit- mit lautem und hartnäckigem Miauen. So sehr ich auch schimpfte und bettelte, sie hörte einfach nicht auf, ließ mich nicht schlafen. Irgendwann stand ich auf, um die Schlafzimmertür zu schließen und sie mitsamt ihrem Miauen auszusperren, um endlich meine Ruhe zu haben. Da sah ich völlig entsetzt, dass unser gesamter Wohnraum voll schwarzem, giftig riechendem Qualm war. Eine der Herdplatten glühte, das Plastikschneidebrett, das auf der Pfanne nebenan lag, schmolz vor sich hin und tropfte auf die grell orange glühende Platte. Herd ausschalten und Fenster aufreißen war eins, der Geruch des verbrannten Plastiks war beißend. Und als der Qualm sich ganz langsam verzogen und ich mich ein wenig beruhigt hatte, wurde mir klar: Kaliopi hatte uns allen dreien (ihr, Kater Lukas und mir) mit ihrem penetranten Miauen das Leben gerettet. Hätte meine schlaue, kleine Griechin nicht insistiert, wären wir wohl alle an einer Rauchvergiftung gestorben. Evcharisto poly, Kaliopi mou!