Gina

Der Tag, an dem unser Hund starb, war ein Tag voller Wehmut, wohl wissend, es ist unser letzter Tag, den wir gemeinsam erleben.
Die Stunde, in der unser Hund starb, war eine dunkle Stunde, hüllte unsere Seelen in Schwärze und ließ kein Licht hinein.
Von da an war es ein Tag des Kummers, so stark, dass wir dachten, unser Herz zerreißt.
Ein Tag der Tränen, jede heiß und voller Verzweiflung rannen sie unsere Gesichter hinunter, durchtränkten ihr schönes Fell.
Es war ein Tag des Schmerzes, von dem wir nicht dachten, dass es jemals wieder gut sein kann.
Aber es war auch ein Tag des Friedens, wohl wissend, Schmerz und Leid finden heute ein Ende und du darfst endlich schlafen, befreit von alledem, was dich gepeinigt hat.

Unsere Gina, unser Ginchen, ging am Abend des 30.04.2018 in unseren Armen fort, umringt von ihrer Familie, die sie so liebte. So ruhig und friedlich, dass wir ahnten, was sie für eine Last getragen hatte. Die 2te Spritze war fast nicht mehr nötig. Unser Ginchen hat uns geliebt, so innig, dass sie alles ertragen hätte, nur, um uns nicht verlassen zu müssen. Ich habe ihr so oft gesagt, dass sie gehen darf, wenn sie nicht mehr kann, ich käme schon irgendwie klar, aber sie hat so an mir gehangen, dass sie mich nicht verlassen wollte. Wir mussten diese Entscheidung für sie treffen, von sich aus hätte sie weiter gemacht, bis zur vollkommenen Erschöpfung. Wir wollten immer, dass sie noch mit einem Fünkchen Stolz in den Himmel gehen kann und nicht als gebrochener Hund.
Sie hatte Herzinsuffizienz, starke Hüftarthrose und zuletzt Degenerative Myelopathie. Dank eines guten Tierarztes und einer unglaublichen Tierphysiotherapeutin haben wir ihr nach einem Zusammenbruch kurz nach Weihnachten 2016 noch gute 16 Monate schenken dürfen, viel mehr, als anfänglich angenommen und mit einer guten Lebensqualität. Mit Beginn des Aprils, als wir dachten, jetzt kommt noch einmal die schöne Jahreszeit, ging es auf einmal rapide bergab. Die Hinterläufe versagten mehr und mehr ihren Dienst, die letzte Woche konnte sie nur noch einige Meter laufen und brauchte beim Aufstehen immer öfter Hilfe, Medikamente hielten sie wenigstens annähernd schmerzfrei. Sie hatte kaum noch Kontrolle über sich abwärts der Kruppe, aber sie war, wie immer, eine Kämpferin und hat sich nicht unterkriegen lassen. Aber auch das Herz machte wieder Schwierigkeiten und sie pumpte immer öfter beim Atmen, kam schlecht in den Schlaf und schlief nie lange am Stück, obwohl sie jetzt schnell erschöpfte.
Wir haben sie immer und gerne unterstützt, mit allem, was wir konnten, haben uns selber in Physiotherapie anlernen lassen, um ihr nicht nur 1x die Woche diesen Genuss zukommen lassen zu können, sondern so gut wie jeden Abend! Ich habe diese Zeit immer sehr genossen, gehörte sie doch nur uns und ich wusste, wir waren am Abschied nehmen. Manchmal habe ich sie noch stundenlang danach gestreichelt oder leicht massiert, ich habe ihr noch so viel sagen können und sie konnte während dieser Zeit immer sehr entspannt schlafen!
Vier Tage vor ihrem Tod hatte sie sich beim Versuch, aufzustehen, auf der Terrasse von ihrem Bett gestrampelt und sich dabei leichte Schürfwunden zugefügt. Ich habe es sofort gemerkt und die Wunden versorgt, als sie seelenruhig unter sich kotete! Sie hatte es nicht mal gemerkt und ich war so wütend auf sie, weil sie mir das antat, dabei konnte sie ja nichts dafür. Ich habe hemmungslos angefangen zu weinen, weil ich wusste, was es bedeutete. Mit Einsetzen der Inkontinenz war unser Kampf zu Ende!
Ab diesem Zeitpunkt konnte sie ihren Kot nicht mehr kontrollieren. Pipi ging noch, da rief sie immer noch rechtzeitig nach uns. Ich habe sie mehrmals am Tag säubern müssen, weil ständig Kot in ihrem Fell war und ich Angst hatte, dass sich Wunden bildeten. Sie war am Schluss schon sehr empfindlich, aber wir hatten ja kaum eine Wahl!
Wir haben ihr noch ein schönes Wochenende bereitet, haben uns verabschiedet von vielen Menschen- und Hundefreunden. Sie durfte essen, was immer sie wollte und wir sind am Nachmittag ihres Todestages noch an ihren Lieblingsplatz gefahren. Ein Wald mit einem kleinen Bachlauf. Es war schön zu sehen, wie entspannt sie dort war, sie atmete ruhig und friedlich und wir haben einfach nur dort gesessen und uns erinnert. Ich hätte hier so gerne die Zeit angehalten. Zuhause hat sie dann ihr Lieblingsessen bekommen und mit großem Appetit verspeist. Es war eine Freude, mit welchem Genuss sie es aß.
Wir haben sie so geliebt! Im März 2011 aus einer ungarischen Tötungsstation über einen deutschen Tierschutzverein nach Deutschland gekommen, mit Herzwürmern, krank und ausgemergelt von uns im Juli 2011 übernommen und gesund gepflegt. Sie war der unglaublichste Hund, den ich kennenlernen durfte und sie durfte bei uns alt werden! Sie war ein durch und durch guter Hund, nie eifersüchtig, nie böse, sie hat in all den Jahren nicht einmal geknurrt! Mit allem und jedem verträglich, nur lieb und fröhlich und mit allem zufrieden und ein durch und durch glücklicher Hund, wenn sie bei uns war! Ich weiß noch nicht, wie wir ohne sie klarkommen sollen! Sie war unser ganzes Glück! Durch die intensive Betreuung am Ende waren wir noch einmal dicht aneinander gerückt. Jetzt sind wir rastlos, haben keine Aufgabe mehr und wissen nicht, was wir mit uns anfangen sollen. Sie fehlt so schrecklich!
Unser liebes Ginchen, mein Mädchen, würde Herrchen jetzt sagen! Wir sind dankbar für eine wunderschöne Zeit, für deine Liebe und Treue, wie haben wir dich nur verdient! Bitte verzeih uns, dass wir das Versprechen, mit deinem Tod klarzukommen, nicht immer einhalten können. Im Moment ist es noch so unglaublich schwer und tut so unfassbar weh! Uns zuliebe hättest du noch weiter gemacht, das weiß ich, aber dir zuliebe nehmen wir jetzt den Schmerz auf uns. Du warst ein Geschenk! Komm bald nach Hause! Schlaf in Frieden, bis wir uns wiedersehen, mein Herz!