Jin

Baby Jin kam am Freitag, den 18.04.2019 zu uns. Lange hab ich nach einem Freund für meine wilde Jia gesucht. Letztendlich habe ich den kleinen kranken Spatz aus einer Tierhandlung geholt. Gleich am Sonntag musste ich mit ihm zum Notdienst fahren, da es ihm so schlecht ging. Er war so super klein und hatte sich mit Kaninchenschnupfen angesteckt. Ich weiß noch, wie er so furchtbar Angst hatte, dass er geschrien hat. Das sollte nicht der letzte Tierarztbesuch mit ihm werden. Oft mussten wir die Tierklinik in Lüneburg aufsuchen. Und oft musste er viele Medikamente bekommen. Ihm hat das gar nicht gefallen. Vor allem, weil er es eh nicht mag angefasst zu werden. Zum Glück war es mit ihm und Jia Liebe auf den ersten Schnüffler. Jini und Jia waren das perfekte Paar und er wollte ein ganz ruhiges Leben, ohne angefasst, oder gekuschelt zu werden unter dem Sofa im Wohnzimmer führen. Mit seiner Jia an der Seite, Leckerlies und ab uns zu der Mama anderen Naschkrams abluxen. Im August kamen zu der Rasselbande Jina und Mini hinzu. Und somit hatten wir eine kleine kuschelige Schnupftruppe. Jin war Chef Nummer 2 und hat sich mit alles super verstanden. Vor allem für meine wuselige Jia war er immer ein Ruhepol. Er war ruhig und ausgelassen, hat natürlich die kleinen auch mal in die Schranken gewiesen aber vor allem hat er sich mit allen verstanden und die Gruppe zusammen gehalten. Er hat es geliebt sich zwischen die Weiber zu werfen. Egal wie klein die Lücke auch war.
Kein Tag verging ohne Schnupfen und trotzdem war er so lebendig. Er ist rumgerannt und hat gebuddelt, den Garten erkundigt, Blödsinn angestellt, aber wenn ich ihn gerufen oder geschimpft habe, hat er immer sofort gehört. Er wusste immer genau, was man von ihm wollte. Und bei jedem Mittagessen, welches ich im Wohnzimmer zu mir genommen habe konnte ich mir sicher sein, dass der Jin vor dem Sofa sitzt und unbedingt seinen Anteil haben wollte. So gab es eben doch hin und wieder mal ne Nudel.. oder einen Chip. Ich wusste, dass er wohl mal nicht alt werden wollte und wollte ihm so Viel Glück wie möglich bescheren.
Das es dann doch so schnell und unvorhersehbar wurde.. Am 15.06.2021 ging es ihm plötzlich schlecht. und ich fuhr mit ihm in die Tierklinik. Nach dem Röntgen zeigte sich, dass sein Magen super aufgebläht war. Die Ärzte kümmerten sich einige Stunden um ihn und nach einer weiteren Besprechung beschlossen wir ihn so schnell es geht zu operieren. Und tatsächlich.. sein Magen war voller Haare und verstopften den Ausgang. Nach einer Übernachtung durfte ich ihn am nächsten Abend wieder mit nach Hause nehmen. Ich habe mir gleich Urlaub genommen, damit ich den kleinen Fratz alle 3 Stunden füttern und medizinisch versorgen konnte. Und nach zwei Tagen fraß er endlich wieder von allein ! Über das Wochenende ging es ihm super. Er konnte wieder mit allen seinen Freunden spielen. Ich habe alles Kaninchenherz erdenklich leckere für ihn gekauft. Und natürlich gab es auch Leckerlies. Tja, und genau eine Woche später, am Mittwoch den 24.06. ging es ihm plötzlich wieder schlecht. Ich habe ihn wieder alle paar Stunden gefüttert und versorgt, musste aber Arbeiten und meine Fahrstunde absolvieren. 23 Uhr kam ich dann endlich richtig zuhause an und er saß noch genau so da, wie ich ihn 17 Uhr abgesetzt hatte. Er bewegte sich kaum noch und das Päppelfutter lief ihm aus dem Mund.. er konnte nicht mehr schlucken. Also haben mein Freund und ich ihn sofort wieder zur Tierklinik gebracht. Da ich das Gefühl hatte, dass er kalt ist habe ich ihn die ganze Zeit auf de, Arm getragen.. ich wollte ihn wärmen.. er hatte nur noch eine Temperatur von 34°C. Mit Heulkrampf meinerseits wurde er untersucht, er konnte seinen Kopf kaum noch halten. Die Tierärztin meinte, es würde sehr schlecht um ihn stehen.. aber ich wollte weiter machen. Für mich gibt es kein Aufgeben. Also wurde er gewärmt und umsorgt. Gegen 12 sollten wir nach Hause fahren und sie würde mich anrufen, wenn es schlechter werden würde.. gegen 01:45 kam dann der Anruf.. wie schnell könnte ich da sein, da er es nicht mer lang machen wird. Also rannte ich durch die Nacht, zu meinem Fahrrad. Stürmte in die Klinik, setzte mich zu ihm.. streichelte und küsste und redete ihm gut zu und weinte.. und dann war er weg. Gegen 01:55 schlief er ein. Und ich war bei ihm. Ich habe seine letzten Atemzüge mitbekommen.
Ich bin dir so dankbar mein lieber Jin, dass du auf mich gewartet hast. Ich bin dir dankbar für alle gemeinsamen Momente. DU warst mein Baby. Du und Jia und Ich. Allein in einer neuen Stadt. Einem neuen Zuhause, dass dank euch beiden ein Zuhause wurde.
Ich frage mich, ob du die letzten Tage nach der OP etwas gemerkt hast, denn plötzlich war das Medizin geben gar nicht mehr so schwierig und plötzlich konnten wir jedes Mal noch ausgiebig kuscheln. Ich hab es soooo sehr genossen, dich jeden Tag in meinen Armen halten zu können. Und du glaube ich auch oder? Du wirktest so ruhig.
Ich bin dankbar, dass dir die OP noch eine letzte Woche geschenkt hat. So konntest du noch mal mit all deinen Freunden spielen, dein Zuhause genießen, allen futtern was dein Kaninchenherz begehrte und musstest nur die letzten zwei Stunden deines Lebens in der Klinik sein.
Du fehlst. Jeden Tag. Ich hab es so geliebt nach hause zu kommen und erstmal alle durchzuzählen.. Jia, Jin, Jina, Min, alle da, wunderbar. Jia ist nun jeden Tag auf der Suche nach dir. Sie läuft durch die Wohnung und jagt die anderen.
Mein lieber Jin. Genau eine Woche nach deinem Tod meldete sich das Tierheim Lüneburg bei mir, dass sie ein Schnupfenkaninchen haben. Und letzten Freitag habe ich ihn zu uns nach hause geholt. Ich hoffe, dass es dich glücklich macht, dass du deinen freien Platz an ein weiteres bedürftiges Kaninchen abgeben kannst. Er wird dich niemals ersetzen können. Das kann niemand. Aber er bringt neue Ruhe in die Gruppe.
Nun sitzt du in deinem Keramikherz auf der Kommode neben dem Stall und überall sind Fotos von dir. Ich trage eine Kette mit deinem Namen. Ich habe das Gefühl, dass du von einer Wolke aus auf uns alle hinab blickst und du zufrieden bist.
Mein Herz tut weh Jin. Ich liebe dich. Ich liebe dich so abgöttisch und wünschte wir hätten mehr Zeit zusammen bekommen. Ich kann es nicht glauben, dass du nie mehr wieder kommst. Ich hoffe, dass du nun gesund und sorglos über Wolken hüpfen kannst. Jin, mein lieber lieber Jin, bitte warte auf mich.