Johannes

Frei geboren und Deine ersten Lebensmonate von Deiner Mutter Menschenkontakt vermieden, kamst Du im Alter von fast fünf Monaten mit Deinen drei Geschwistern in die Obhut des Tierschutzvereins. Mit wenig Chancen auf eine Vermittlung, da ihr alle sehr scheu gewesen, sah ich Dich dort acht Monate später und holte Dich Heim.
Du warst ein sehr sozialer Kater gegenüber Artgenossen und so war schnell das Eis gebrochen bei Gustav und Nelly, wurden aus Dir und Gustav dicke Freunde, später kam auch noch Michel und ihr wart ein Herz und eine Seele, oft auf einem Pulk liegend und die gegenseitigen Zuwendungen genießen.
Wir beiden brauchten noch eine Zeit, bis Du Zutrauen zu mir gefasst hast, aber dann entwickelteste Du Dich zu einem Nähe suchenden, schmusigen Kater, besonders in den letzten Jahren. Immer sanft, immer lieb, selbst bei Tierarztbesuchen warst Du nur vorbildlich. Dieses liebe Wesen hast Du zeitlebens behalten und ich bin unendlich dankbar für die 16 Jahre und 4 Tage, die wir miteinander hatten.
Vor ein paar Jahren brach Deine Krankheit aus, erst unmerklich, doch dann gesellte sich eine Krankheit nach der anderen hinzu und wir kämpften. Vor einem Jahr hat keiner damit gerechnet, dass Du raus kommst aus der Krise und doch haben wir es geschafft, weil Du gekämpft hast, Du wolltest leben und wir hatten noch ein wunderschönes Jahr. Doch dann war Deine Kraft zu Ende und ich musste Dich schweren Herzens gehen lassen.
Nun bist Du wieder bei Deinen Freunden und vielleicht auch bei Deinen Geschwistern, die möglicherweise auch schon alle im Regenbogenland sind.
Was hätte ich dafür gegeben, wenn ich Dir noch mehr Lebenszeit hätte verschaffen können, Du wolltest auch jetzt nicht gehen, hast gerade noch in den letzten Tagen alle Deine Kraftreserven mobilisiert, doch ich war machtlos, konnte Dein Leben nicht mehr halten und Du auch nicht.
Auch in dem Wissen, dass es immer eine Endlichkeit gibt, der letzte Tag, die letzte Stunde auf uns zukommt, schreit doch die Liebe nach der Unendlichkeit, hält sich bis fast zum Schluss an der Hoffnung krampfhaft fest, es möge noch ein Wunder geschehen. Sehenden Auges sehen wir das Unvermeidliche und doch trifft es uns mit einem Paukenschlag unvermittelt, wenn der letzte Atemzug getan. Es reißt das Herz gänzlich raus, denn die Liebe will halten, mit dem sie so verbunden ist, möchte noch so viel geben.
Noch ist nicht zu spüren, dass nun die Ewigkeit beginnt und die Liebe andere Wege findet, denn ich trage Dich im Herzen weiter in mir, wie auch Du das Band zwischen uns nie zerreißen lassen wirst.
Zu realisieren, dass Du nicht mehr da bist, fällt mir immer noch schwer. Ich sehe Dich auf leeren Plätzen, ich höre Deine schöne laute Stimme, die Du ständig gebraucht hast, wenn Du etwas wolltest und mich dabei mit festem Blick anschautest. Ich verstand Dich immer und es zauberte mir ein Lächeln. Genauso wenn ich an die vielen Liebenswürdigkeiten denke, die Du inne hattest, auch wenn die Trauer noch alles überschattet. Diese Momente habe ich im Herzen festgehalten und das Glück über unsere gemeinsame Zeit kann der Trauer die Stirn bieten, wenn auch erst nur ganz zaghaft.
Du fehlst so sehr, mein lieber, lieber Hannes. Es ist so still hier geworden, Michel ist ständig nach Dir auf der Suche, denn er ist der Letzte, der noch geblieben ist.
Wir werden Dich weiter suchen, und ich werde Dich jeden Tag ein Stück weit mehr finden, denn Du lebst in meiner Seele und die Erinnerungen sind der Motor, der alles am Leben hält, bis wir uns zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wieder sehen - ganz bestimmt werden wir das, mein geliebter Hanneschen.
Danke, für all die schönen Jahre, danke für Deine Liebe.
In ewiger, großer Liebe und stiller Trauer -
Licht und Liebe für Dich


Zu Ende gekämpft

Du hast gekämpft,
mit all deinen Kräften,
lange, lebendig, so, wie du warst;
bist endlich unendlich,
endgültig geworden.

Es war nicht leicht,
dir nahe zu bleiben
bis hin an die Grenze
und dich dann doch
ziehen zu lassen auf Wegen,
die nur du gehen kannst
und keiner mit dir.

Ich hätte dich gerne gehalten,
ganz fest und für immer.
Du bist mir entwischt,
weggerutscht aus dem Leben,
geglitten, geschlafen, zu Ende gekämpft.
Nichts ging mehr –
so bist du gegangen,
dein letzter Atem ins Leere,
ausgehaucht für jetzt, für immer.

Unendlich traurig bin ich,
dass du diesen Kampf nicht gewannst,
dass all die Mühe am Ende
dich nicht mehr zurückbringt
ins Leben zu mir.
Du hast nicht verloren,
nur zu Ende gekämpft.

Der Kampf ist vorbei,
nicht die Liebe,
die uns getragen hat und weiter trägt,
die uns band und bindet
bis hinter den Horizont,
der mein Blickfeld, nicht deines, begrenzt.

Ich wünsche dir Frieden,
ohne Kampf, ohne Schmerz,
unendlich geborgen für immer.
Sei dort, wo du bist, verbunden mit mir.
Sei wachsam und sei da in dem Moment,
wenn später, nicht jetzt, zu meiner Zeit,
das Band unserer Liebe mich hinführt zu dir.

- Jochen Jülicher –