Luna

Luna hatte den Katzennapf mit der Aufschrift „Best Cat“, das sagt fast alles. Zurückhaltend, friedlich und verschmust, über 13 Jahre lang bereicherte die sanftmütige Seele unser Leben. Und obwohl sie in der Rangfolge der Katzengang den letzten Platz einnahm, hat sie sich bei den Streicheleinheiten durchgesetzt. Sie ist auf das Sofa gesprungen, hat sich einen Dosenöffner ausgesucht und ganz lange Milchtritt gemacht und dabei wunderbar entspannt geschnurrt. Aber die letzten Monate waren schwer, Luna hatte ein Pankreas-Karzinom, der Krebs war nicht heilbar. Und obwohl sie mehr Thomas Katze war als meine, bin ich so traurig.
2009 haben wir zwei kleine Katzengeschwister von einem Bauernhof „gerettet“, unsere Nachbarin brachte ungeplant auch die kleine schwarz-weiße Luna bei uns unter, weil sie immer von den Hofhunden gejagt wurde. Luna war kaum älter als Jacky und Charly und von Beginn an clever, sie hat den beiden gezeigt, wo das Katzenklo ist und was man damit macht. Als Katzenkinder haben die Drei aneinander geschmiegt auf dem Sofa gekuschelt. Bereits 2010 war Charly größer und hat sie später leider manchmal gejagt, dann hat sie sich unter die Küchenzeile gerettet. Trotzdem haben sie immer friedlich nebeneinander gefressen und sich oft das Sofa geteilt. Bei gemeinsamen Putzaktionen war Luna häufig so nett, ihm über das Köpfchen zu lecken, ab und zu hat er es erwidert. Dennoch vermute ich, dass sie ihn nach seinem Tod 2021 nicht vermisst hat, sie hat danach manchmal seinen Platz auf der blauen Decke übernommen. Streunerles später Einzug hingegen war in Ordnung, da er nicht auf Zoff aus war, zuletzt lagen sie – beide krank – zusammen auf dem Sofa.
Wenn es Katzensticks gab, hat Luna die nie gejagt, sondern gewartet, dass ich sie ihr vor die Nase lege. Sie mochte Molkereiprodukte, wenn ein Joghurtbecher fast leer war, versenkte sie ihren Kopf darin. Als Kitten und Jungtier liebte sie Papierknüddelchen jeder Art, die sie quer durch das Wohnzimmer jagte. Und sie war fasziniert von Spiegeln und deren Lichtreflexen. Luna war so eine gute Seele, wenn sie auf dem Sofa schlief, hat sie sich oft auf den Rücken gedreht und sich selbst umarmt. Die letzten Jahre war sie keine Zehengängerin mehr, sondern setzte den ganzen Hinterfuß auf, was ihr den Namen Humpelinchen einbrachte. Vermutlich hatte sie als Kitten, bevor sie zu uns kam, Katzenschnupfen durchgemacht, die Tierärztin hat das jedesmal beim Abhorchen erwähnt. Deswegen gab Luna beim Atmen manchmal Laute wie ein „unk-unk“ von sich, im Schlaf hat sie gelegentlich leicht geschnarcht. Und nun höre ich diese vertrauten Geräusche nie mehr.
Am Katzenfummelbrett war Luna am geschicktesten: „Jetzt zieht sie sich 'ne Linie“ war der Spruch dazu, auch aus den Töpfchen hat sie die Leckerlies gefressen, die letzten hat sie elegant mit der Pfote herausgefischt. Ein Lieblingsplatz war der Katzenstuhl im Büro, der komplett mit ihren Haaren bedeckt war, oder oben auf dem blauen Karton. Überhaupt waren Kartons jeder Größe ihre Leidenschaft! Beliebt war auch der „cosy place“, von dort konnte sie nach draußen schauen, aber etwas versteckt hinter der Gardine auch ausspähen, was die anderen so treiben. Im Kratzbaum hat Luna meist die Schlafmulde übernommen, als Jungtier ist sie hochgepäst, später dann Etage für Etage geklettert, am Ende ging es nicht mehr. Wir haben ihr zuletzt einen Karton als Tritthilfe vor das Sofa gestellt, damit sie wenigstens da noch hochkam.
In den letzten Monaten ist Luna immer dünner geworden, obwohl sie neben dem eigenen Napf auch die der anderen leerte. Blutuntersuchungen davor hatten zu der Diagnose Pankreatitis und Spezialfutter geführt, im Januar 2023 kam dann durch Ultraschall die schreckliche Diagnose Krebs. Es war schwer, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wir haben mehrfach mit der Tierärztin gesprochen. Am 22. März haben wir uns entschieden, dass Luna nicht länger leiden soll. Noch am gleichen Abend haben wir sie in die Filiale des Rosengartens gebracht, wo man sich um das Weitere gekümmert hat.
Liebes Humpelinchen, wir wünschen Dir auf der anderen Seite des Regenbogens eine friedliche Zeit in der wärmenden Sonne.

Was man tief in seinem Herzen besitzt,
kann man nicht durch den Tod verlieren.

(Johann Wolfgang von Goethe)