Matz

Mein lieber Matz, ein neues Jahr fängt an und du kannst es nicht mehr erleben.
Kennengelernt haben wir uns zufällig durch einen Anruf. "In einem Schuppen lebt ein Kater..."es sei ganz in der Nähe, ob ich ihn nicht versorgen könnte. Die nette Frau, die neben ihren eigenen Katzen auch dich gefüttert hat, musste ins Krankenhaus (wo sie dann starb). Du warst sehr scheu, vielleicht weil du Schlimmes erlebt hast-aber eigentlich sehr auf Menschen bezogen. So ist es mir gelungen, dich zu zähmen und einzufangen. Zu irgendwem musst du mal gehört haben, du hattest Ohr-Tätowierungen und warst auch kastriert. Aber nach Auskunft der Leute in der Gegend warst du schon etwa acht Jahre als Streuner unterwegs. Wie es dazu kam und ob dich vielleicht doch jemand vermisst, habe ich nicht herausfinden können. Du musst Ende 2007 oder Anfang 2008 geboren sein. Als du 2019 zu mir kamst warst du also schon 11- aber hast ausgesehen, wie ein sehr viel jüngeres Tier. Das war schon deine Krankheit: du warst dünn, hattest rasenden Puls und Bluthochdruck. Schilddrüsen-Überfunktion und eine leichte Herzschwäche war die Diagnose. Du bekamst Medikamente und alles schien gut. Ich wollte nicht wahrhaben, dass nicht so viel Zeit bleiben würde. Katzen können schließlich 20 werden. Ich hatte schon früher zwei Katzen. Aber die sind irgendwie eigenständiger geblieben. Du folgtest mir mit freundlichem Maunzen auf Schritt und Tritt. Man kann sagen, es war eine Liebe über Art-Grenzen hinweg. Du warst meine Seelenkatze.
Was dann in der zweiten Jahreshälfte 2023 passiert ist, kann ich mir nicht erklären. Bei der Untersuchung im Juli schienst du noch gesund. Danach ist mir nichts besonderes aufgefallen. Du wolltest nicht mehr so gern Treppen laufen, hast viel geschlafen und manchmal am Futter gemäkelt. Nichts dramatisches, halt das Alter. Aber ihr Katzen zeigt halt nicht, wenn es euch schlecht geht. Ende November stellte sich heraus, dass du sehr schwer herzkrank bist. Die Behandlung war nicht die Schonendste und Behutsamste für dich, sondern sehr technisch, mit einem Zoo verschiedener Medikamente und einer nicht unbedingt notwendigen OP. Dass ich dem zugestimmt habe, weil ich es nicht besser wusste, werde ich mir nie verzeihen. Und die Bilder von deinen letzten Lebenstagen und -stunden werde ich nie aus dem Kopf bekommen.
Als ich am Tag deines Todes total traurig nach Hause kam -ich fühlte mich wie betäubt- saß vor meiner Tür die schwarze Katze aus der Nachbarschaft, die dir zum Verwechseln ähnlich sieht. Vielleicht brachte sie einen Gruß: "Mach dir keine Vorwürfe, es ist alles gut. Ich bin nicht mehr so bei dir wie früher, aber gehöre jetzt zu den guten Geistern, die dein Leben begleiten"
Heute, am 10.12.24 ist es ein Jahr her, dass du nicht mehr da bist. Ich denke oft an meine Seelen-Katze.Weisst du was passiert ist? Ich habe ein Katzen-Mädchen!
Als du im Sterben langst ist sie schwer verletzt beim Tierarzt abgegeben worden, unterkühlt und mit Brüchen, ein kleines Bündel Unglück. Ich wollte eigentlich nur für sie spenden, aber fünf Monate später ist sie bei mir eingezogen. So geht dein Leben irgendwie weiter!