Mira

Am 18.7.2008 kam meine Mutter - den Tränen nahe - deprimiert von der Arbeit zurück und ging trotz strömenden Regens spazieren. An einem Parallelweg zur Autobahn A1 hörte sie dann einen kläglichen Ton. Sie fand ein kleines schon verletztes junges Kätzchen, das sich in einem Drahtgeflecht verfangen hatte. Sie befreite es und hielt damit die Sache für erledigt. Aber die kleine Katze lief ihr nach und klammerte sich regelrecht verzweifelt an ihre Beine. Sie folgte dann meiner Mutter über ca. 1,5 km bis vor unserer Haustür. Zu Hause sah ich dann das kleine völlig ausgehungerte Tier, das gierig das eilig gekaufte Katzenfutter verschlang. Was sollten wir jetzt tun? Versuche, die Katze in ein Tierheim oder bei der Gemeinde (Bakum) unterzubringen, scheiterten an diesem Wochenende. Wir entschlossen uns, die Katze zunächst zu behalten.
In kurzer Zeit hat aber dann diese Katze unser und vor allem mein Herz erobert. Wir einigten uns darauf, sie nach dem Stern Mira zu benennen, da ihr langer Schwanz mich an den langen Schweif erinnerte, den dieser Stern bei seiner Reise durchs Weltall zieht.
Bald war sie aus unserer Familie nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem Temperament, ihrer Anhänglichkeit, ihrer Spielfreude und ihren "sportlichen Sprungleistungen" hat sie uns fasziniert. Ihre Zutraulichkeit, ihr Schmusebedürfnis und ihr sanftes Schnurren haben mich selbst in schweren Zeiten immer wieder das Gute im Leben sehen lassen. Die Tapeten und einige gute Möbelstücke mussten dann zwar unter der Katze leiden, aber das waren dann (neben anderen Kosten) eben nur Kleinigkeiten gegenüber der Lebensfreude, die sie uns vermittelt hat. Unsere gesamte Werteordnung änderte sich deutlich zugunsten des uns so faszinierenden Tieres. Mira wurde weitgehend zur Hauskatze, denn wir hatten große Angst davor, dass ihr auf der Straße ein Unglück zustoßen konnte. Allerdings gingen wir täglich mehrmals mit ihr (unter Aufsicht) nach draußen, auch um zu gewährleisten, dass sie keine Bedrohung für die Jungvögel in unserem Garten wurde. Es gäbe nun noch vieles aus den knapp 16 Jahren zu erzählen, in der sie fester Bestandteil der Familie war.
Anfangs März 2024 bekam sie dann aber leider deutliche gesundheitliche Probleme ("Pleuraerguss"). Trotz großer Tierarztkosten wurde sie zunehmend schwächer und ist dann am 15. März um 21.59 Uhr unter unseren Augen - immerhin ohne lange Qualen - verstorben. Unsere Trauer war natürlich fast unendlich groß. Nie hätte ich früher gedacht, wie schmerzlich die psychischen Wunden werden können, die der Tod eines so geliebten Tieres verursachen kann. Mira und ich waren wirklich Partner, die auch viele Gefühle des jeweils anderen verstanden und darauf reagierten. Ich habe gelernt, dass die Parallelen zwischen Mensch und Tier viel größer sein können als es viele andere Menschen ohne Haustier jemals empfinden werden. Bei der Firma Rosengarten, die nahe bei unserem Heimatort ihren Standort hat, ist sie dann eingeäschert worden. Die Urne mit ihrer Asche hat nun einen Ehrenplatz in einem besonderem "Mirazimmer", wo auch viele Fotos und andere Erinnerungsstücke diese Katze unvergesslich machen.
Trotz des Schmerzes sind wir natürlich auch sehr dankbar, dass wir sie so lange als belebendes und freudebringendes Familienmitglied haben durften. Der nachdenklich machende Sinnspruch des berühmten "Urwaldarztes" Albert Schweizer (Nächstenliebe sollte sich auch auf Tiere beziehen) ist uns durch unsere Katze Mira sehr deutlich bewusst geworden.