Sammy aus dem Tierschutz

Lieber Sammy,
die Umstände deinesTodes waren einfach nur tragisch, anders lässt es sich nicht erzählen. Als unser Nachbar, zwei Häuser neben uns, uns am Nachmittag des 25.09.2023 kontaktierte, um uns die traurige Mitteilung zu machen, dass sein ebenfalls getigerter Kater vor der Haustür in unserer Spielstraße überfahren worden sei und er nun Adressen von Tierkrematorien suchte, mit denen wir ja schon Erfahrung hatten, weil du nicht unser erstes Tier warst (wir hatten früher schon Katzen), habe ich ihm gerne mit Adressen ausgeholfen. Als er fünf Minuten später schrieb, dass es ihm sehr peinlich sei, sein Kater sei gerade wieder nach Hause gekommen, rutschte mir das Herz in die Hose. Ich bin mit meiner Familie zu unserem Nachbarn gerannt und wir fanden einen toten getigerten Kater in einer Kiste vor. Nachbars Kater hatte keine weißen Pfoten, so wie du, und auch kein weißes Lätzchen. Wir sahen erst ein weißes Pfötchen, dann zwei, dann das weiße Lätzchen am zerstörten Köpfen. In uns brach eine Welt zusammen und das anschließende Drama, dass sich auf dem Grundstück des Nachbarn abspielte, war unbeschreiblich. Es stellte sich heraus, dass du süßes kleines Geschöpf vom Nachbarn direkt neben uns in der der Mittagszeit beim Wenden in der Spielstraße mit dem E-Auto (!) beim Rückwärtsfahren überfahren wurdest. Vermutlich hast du, wie so oft, in der warmen Septembersonne am Straßenrand gedöst/gesessen und das rückwärtsfahrende E-Auto gar nicht gehört. Der Nachbar schwor später, ebenfalls kein Piepen gehört und kein Hindernis gesehen zu haben.... Warum er in unserer - von beiden Seiten befahrbaren - Spielstraße unbedingt wenden musste, erschließt sich mir bis heute nicht. Jedenfalls wurde dir über das Köpfchen gefahren und du warst vermutlich sofort tot. Das hoffe ich jedenfalls. Ich wollte nicht, dass du auch noch leiden musstest. Die anschließende Auslesung deines Chips bei unserer Tierärztin brachte uns Gewissheit. Den Rest des Abends habe ich nur noch undeutlich in Erinnerung. Ich weiß, dass mein Mann mit verschiedenen Krematorien Kontakt aufgenommen hat und eines es uns ermöglicht hat, dich direkt vorbeizubringen. Während der Autofahrt wollte ich am liebsten einfach sterben oder aus dem Auto springen, auf irgendein weites Feld rennen und laut schreien: "WARUM??? Warum ausgerechnet du, Schatz?" Die Wochen danach waren die Hölle. Ich habe mir nächte- und tagelang die Augen aus dem Kopf geweint und dabei versucht, den Alltag zu meistern. Zwar kam der Nachbar vorbei, dem das Unglück passiert war, um sich zu entschuldigen, aber die Entschuldigung war so wenig empathisch und so gleichgültig. Er und seine Familie gehen uns seitdem auch komplett aus dem Weg... Dabei wohnen wir direkt nebeneinander. Was für ein einzigartiger Kater, übrigens unser allererster, du warst, lässt sich nur schwer beschreiben. Du kamst als schüchternes Katzenkind aus einer deutschen Pflegefamilie aus dem Tierschutz zu uns und hast von Anfang an das Familienleben mit unserer rumänischen schneeweißen Schönheit, Katze Bella, ebenfalls aus dem Tierschutz, einfach nur rund gemacht. So dachte mein Mann anfangs noch, dass du deine Schüchternheit nie ablegst, aber du wurdest schnell zum großen Prinzen der Familie, der sich mich als seine Schmuseprinzessin auserkoren hatte. Kaum saß ich auf dem Sofa, auf dem Terrassenstuhl oder lag auf dem Wasserbett, kamst du zum ausgiebigen Schmusen vorbei. Dabei legtest du immer ein Pfötchen auf meinen Arm, als wolltest du deutlich machen, wie sehr wir zusammen gehören. Es tröstet mich ein bisschen, dass wir beide selbst am Abend vor deinem Tod noch lange gekuschelt haben auf dem Bett. Warum du uns mit nur sechs Jahren so brutal entrissen werden musstest, kann ich bis heute nicht verstehen. Du warst immer vorsichtig und zurückhaltend und selbst nach dem Streunen an den heißen Sommertagen in den Feldern kamst du immer wohlbehalten zurück. Du warst ein bisschen verfressen, wurdest von uns aber immer hochwertig (und nicht zu viel!) gefüttert. Und Angst vor dem Geräusch unseres Trockners hattest du auch, weshalb wir diesen immer ausgeschaltet haben, wenn du nach Hause kamst. Zu viel Trubel und zu vielen Menschen im Haus gingst du immer aus dem Weg, ganz anders als unsere Katze Bella. Aber pünktlich abends um halb 8 standest du mit Katze Bella und unserer schwarzen Hündin Grace, einem Berger de Pyrénées, zur "Raubtierfütterung" bereit und hast mit einem Maunzen deine Futterration entgegengenommen. Ich höre dieses süße Maunzen immer noch und ich sehe auch immer noch deine schönen Augen und fühle dein superweiches, kuscheliges Fell. Wie weh es tut, ohne dich zu sein, kannst du dir nicht vorstellen. Gerade nach dem Tod meines Vaters im November 2022 warst du mein Halt und mein Tröster und ich habe viele Tränen in dein Fell geweint. Bella gibt sich redlich Mühe, an unserer Seite zu sein, aber du bist einfach nicht ersetzbar. Auch Grace tut alles dafür, uns mit den regelmäßigen Spaziergängen Struktur und Ablenkung zu geben, aber niemand kann so ausdauernd und hingebungsvoll kuscheln wie du. Schatz, ich möchte dir von Herzen danken für sechs wunderbare Jahre an unserer Seite. Du warst der beste und tollste und hübscheste Kater, der mir passieren konnte und ich werde dich nie, nie, nie vergessen. Ich hoffe, es geht dir gut auf der anderen Seite, hinter der Regenbogenbrücke? Wenn du meinen Papa siehst, lass dich ganz doll von ihm kuscheln, er hatte dich auch sehr gern, und sag ihm, dass ich euch beide schmerzlich vermisse. Somewhere over the rainbow... Wir sehen uns wieder Schatz, versprochen! In Liebe, deine Mama