Shancli

Ich war nur ein Hund

Vor fast genau 15 Jahren fing alles an. Ich war ein kleiner Mischlingsrüde und lebte unter erbärmlichen Verhältnissen im Süden der Türkei.
Zu der Zeit wurde auf unserer Hundewiese, welche auch gleichzeitig für uns Wohn und Schlafzimmer war ein Haus gebaut. Neugierig wie man so ist, wollte ich mal schauen ob da nicht was zum Fressen zu stibitzen war. Hunger hatte ich immer.
Als ich mich vorsichtig näherte, sah ich zwei Leute im Garten sitzen.
Sie sahen mich und kamen langsam auf mich zu. Sie sprachen mit mir. Das war mir nicht ganz geheuer mit den zweien und ich nahm reiß aus.
Zu dieser Zeit war ich in der Nähe bei türkischen Leuten. Sie haben mich als Baby gefangen und ich musste in einem alten Stall übernachten.
Zu fressen bekam ich die Abfälle der Küche welche übrig blieben. Meistens waren es trockene Reisreste. Den Rest holte ich mir aus den Mülltonnen in der Nähe.
Am nächsten Tag standen auf einmal die zwei Fremden am Hausmeines alten Besitzers . Sie zeigten auf mich und sprachen anscheinend über mich. Mein damaliges " Frauchen " !! sah dies und sagte: Den könnt ihr mitnehmen , der ist nichts für mich !
Sie schauten sich an und sprachen wieder mit mir. Ich ging vorsichtig auf sie zu. der Mann nahm mich auf seine Arme und trug mich gegenüber zu ihrem Haus.
Normal wurde auf der Straße mit mir geschimpft und man warf Steine nach mir. Die zwei redeten eine ganz andere Sprache , ich verstand kein Wort. Doch ich merkte sofort , sie redeten in einem sanften beruhigenden Ton, mit mir. Und hoppla, sie hatten etwas in der Hand, es roch nach fressen. Vorsichtig, wie ich es von meiner Mutter gelernt hatte, bin ich erst einmal etwas rückwärts gegangen und habe Fluchtstellung eingenommen. Aber mein Hunger war stärker als die Angst. Es roch so stark nach Käse. Langsam näherte ich mich den beiden. Sie sprachen wieder mit ihrer fremden Sprache auf mich ein. Die zwei waren ganz anders als die Leute hier im Ort. Nun fingen sie an mich auch noch zu streicheln und zu kraulen. Das war aber sehr schön , ich kannte so etwas noch gar nicht. Ehrlich gesagt es wurde mir aber doch etwas unheimlich und ich ging erst einmal wieder auf Abstand. Ich hatte ein wenig Angst.
Am nächsten Tag trieb mich der Hunger und die Neugierde wieder zum Haus. Ich glaube die haben schon auf mich gewartet. Auf der Terrasse stand ein Napf mit Fressen und eine Schüssel mit frischem Wasser. Das war alles für mich. Ich war sehr Stolz.
Ich dachte mir, da bleibe ich.
Ich hatte noch nie ein Haus von innen gesehen. Hunde in der Türkei durften da nicht rein. Da war es ganz anders. Sie führten mich ins Haus . Dort lag eine Decke auf die ich liegen durfte. Das war sooo schöööön.
Die nächsten drei Wochen gingen wir zusammen spazieren, in dem kleinen Ort zum einkaufen und wir haben sehr viel miteinander gespielt.
Zum Tierarzt musste ich auch. ich bekam dort Spritzen und einen Chip in den Hals.
In der dritten Woche, wurde es mir aber ganz mulmig. Wir fuhren 3 Stunden mit einem Ding das 4 Räder hatte. Sie nannten es Auto.
Wir fuhren in eine ganz große Stadt. Dort wurden wir an einem großen Platz ausgeladen. Da gingen laufend so riesige Autos, mit rechts und links so langen Dingern dran, rauf und runter, Sie nannten es Flugzeug. Im Gebäude drinnen bekam ich eine Tablette und mir wurde ganz schwummrig und ich wurde müde und schlief ein.
Als ich wieder aufwachte waren ganz viele Leute mit Uniformen um mich herum. Sie nahmen mich mit und ich durfte Herrchen und Frauchen nicht mehr sehen. Sie nannten es Quarantäne. 10 Tage musste ich auf meine neuen Besitzer warten. Dann kamen sie und ich schrie auf vor Freude . Die Begrüßung wollte kein Ende nehmen. Es war soooo schön.
Wir fuhren dann in meine neue Heimat. die ersten 3 Monate gingen Herrchen und Frauchen ,wie sie Zeit hatten mit mir Gassi. An einem Samstag Mittag ging ich mit Herrchen spazieren.
Doch oh weh wo war Frauchen ?
Herrchen ging sie suchen und fand sie im Keller. Sie war dort beim waschen gestorben. Nun fing eine sehr schwere Zeit für Herrchen an. Er war immer sehr traurig und es ging ihm gar nicht gut. Ich lag oft neben ihm und hatte meinen Kopf auf seinen Füßen liegen. Ich merkte das tat ihm gut und brachte ihn auf andere Gedanken. In dieser Zeit machten wir auch immer sehr lange Spaziergänge.
Die Trauer um Frauchen ging sehr lange. Aber irgend wann war sie zu Ende.
Eine sehr schöne Zeit begann und wir wuchsen immer mehr zusammen.
Ich hätte mein Leben für ihn gegeben. Ich glaube er auch seines für mich.

Man nennt das bei den Menschen ein Seelenhund.
Wir fuhren auch oft in meine alte Heimat. Dort lernte ich sehr viele neue Hundefreunde kennen.
Aber wie es so ist ,ich wurde Älter und meine Gesundheit war nicht die beste. Ich bekam täglich Tabletten und oft auch Spritzen. Mein Rücken tat mir ohne Spritzen oft sehr weh und die Hinterfüße wollten auch nicht mehr so richtig.
Dann bekam ich noch Arthrose in den Vorderläufen. Ich war nun schon 15 Jahre bei Herrchen. Meine Schmerzen wurden immer schlimmer.
Eines Tages fuhren wir zu unserem Tierarzt. Ich hatte wieder Schmerzen in der Hüfte. Sie stellten mich auf den Behandlungstisch. Die Tierärztin gab mir eine Spritze ,wie immer. Ich merkte ,dass ich ganz ruhig wurde und die Schmerzen nach ließen. Das war schön. Dann bekam ich eine zweite Spritze.
Ich wurde noch ruhiger und noch ruhiger . Aber mein Herz fing an zu flattern. Nun merkte ich , mein Zeit auf dieser Welt war abgelaufen.
Aber ich wusste auch ,man wollte mir nur gutes tun und meine ständigen Schmerzen lindern.
Auf einmal sah ich einen Regenbogen.... über den ging ich und ich hörte noch wie mein Herrchen sagte , “ Nun bist du von deinen Schmerzen erlöst aber nicht mehr auf dieser Welt. Es tut mir so weh . Aber wir werden uns bald wieder sehen, warte auf mich am Ende des Regenbogens mein Schatz. Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen und dich niemals vergessen.