Winnie

Ich weiß, es gibt Menschen auf diesem Planeten, für die sind Hund, Katze & Co. nicht wichtig oder gar egal. Für mich sind sie ein wesentlicher Teil meines Lebens. Meine Familie!

Es gab in den letzten 13 Jahren, in denen ich mindestens eigene 2 Katzen hatte, keinen einzigen Tag, wo ich mir gewünscht hätte, keine zu haben, aber jeder einzelne Tag wurde mir fehlen. Es ist daher wirklich nicht leicht Abschied zu nehmen, besonders weil Winnie so beeindruckend anders war - schlau, sozial, grundauf positiv und einfach glücklich.

Wenn man nach Hause kam, egal wie schön aber auch scheiße der Tag oder die Phasen im Leben so sein mögen - Er begrüßte einen sofort an der Tür, forderte erst ein mal ein bisschen Liebe ein und schmierte seine Schnute an dir, wo er nur konnte.
Er war der Kater, der jeden Abend am Fußende schlief und Geborgenheit und Sicherheit verkörperte. Er war immer gut drauf, verspielt und gesellig mit seinem Bruder und seinen Schwestern. Winnie war einfach toll!

Die letzte Woche war sehr hart für uns, denn wir wussten der Zeitpunkt kommt näher, wo wir ihn von uns gehen lassen müssen, denn der Krebs wollte nicht aufhören, ihm seine Kraft, nicht aber die Lebensfreude zu rauben.
Immerhin - wir konnten uns vorbereiten: Bereits trauern, obwohl das Schlimmste noch bevorstand, uns Hilfe suchen und seinen würdevollen Abschied gestalten, so wie wir uns sicher waren, es ihm und auch uns angenehmer zu machen, diese Entscheidung zu treffen und das Unvermeidlich zu akzeptieren, um das Beste daraus zu machen.

Wir hatten das Glück, dass uns ein Tierarzt zur Seite stand, der ihm den letzten Weg abnahm - uns besuchte und Winnie in Ruhe und in seinem zu Hause einschlafen durfte, nach dem er noch mal die Sonne auf dem Balkon genießen konnte.
Wie schön, dass ein Tier sich nicht bis zur letzten Minute, im Zweifel sogar, quälen muss!

Tiere haben es irgendwie eh besser als wir Menschen. Sie können das Leben einfach genießen, wirken frei von Sorgen und die besonders Glücklichen unter ihnen, die ein schönes zu Hause und liebevolle Menschen für sich gewinnen durften, wird es an nichts mangeln. Wahrscheinlich deshalb können sie so viel Liebe, Kraft und auch Unterhaltung geben - und das, bedingungslos!

Der Tod ist der absolute Beweis dafür, dass das Leben nicht fair ist. Jede Herausforderung, jedes Duell, egal was.... Man hat immer die Chance oder Möglichkeit zu gewinnen. Beim Leben selbst jedoch nicht.

Vieles können wir gestalten oder beeinflussen, aber wo, zu welcher Zeit und unter welchen Umständen man ins Leben eintritt... Es kann bereits das Ende sein oder eben der Anfang eines Abenteuer, mit einem ungewissen Ausgang.

Winnie war auch auf ein mal einfach da. Wir brauchten für unseren Charlie einen neuen Kameraden, nach dem unser Ricky mit etwa 4 Jahren den Kampf gegen seine Epilepsie verlor. Es war ein Anruf bei der Tiernothilfe in Schwalmstadt, der uns wenig später das erste Mal zusammenführen sollte. Ich wusste gar nichts von ihm. Er wurde gerade erst gefunden... War auch noch etwas zerzaust, mit Milben im Ohr und etwas dürr... Und zum verwechseln ähnlich zu Ricky - optisch als auch direkt mit seiner Art und Stimme.
Und trotz des Schocks, dass er so... "gleich" schien wie Ricky... Wir wollten ihn und vor allem - Er wollte uns!

Auf der Fahrt nach Hause, bei über 30 Grad, kackte er in mein Auto. Aber Schwamm drüber - Er musste eh gewaschen werden.
Charlie fand er sofort klasse und Charlie... Der war zwar froh wieder ein Brüderchen zu haben, aber Winnie hatte seeehr viel Energie...

Nach unserem kurz darauf folgenden Umzug nach Lohfelden wettete ich noch felsenfest sicher, dass Charlie als erster die Treppe hoch geht. Meine damalige Partnerin war sich sicher, Winnie erobert das Obergeschoss zuerst. Sie sollte recht behalten.
Winnie kannte nie etwas wie Angst. Er war immer offen für Neues. Er wusste auch, dass er nicht allein war, sondern dass auch wir stets für ihn da waren.
Ein mal, beim Tierarzt, wo wir anfangs regelmäßig hin mussten wegen seiner Ohren, hat er einen großen Hund durch das Gitter des Tragekorbs eine ordentliche Schelle gegeben, als er ihm zu nahe kam. Danach gewann er direkt die Herzen der Ärztin und Helferin, obwohl sie mit langen Wattestäbchen in seinen Ohren putzten. Er schnurrte und tretelte dabei und der Behandlungstisch wurde zu seiner Bühne. Er war einfach immer positiv und wusste von sich zu begeistern.
Es war also eigentlich dumm von mir, gegen ihn zu wetten, wenn es darum ging, eine neue Umgebung zu erkunden/erobern. Egal.

Kurze Zeit später bekam Charlie endlich seine Erleichterung, vom unermüdlichen Winnie. Wir holten Sunny von einem Bauernhof ab. Charlie fand das doof und fauchte sich heiser, als er sie sah.
Winnie schaute Sunny nur kurz an... Ein fröhliches miau und zack haben die Beiden sich gejagd, gespielt und immer mal wieder gekuschelt.

Rund ein Jahr später kam Miley zu uns. Miley stammte eigentlich aus einer Zucht und war sehr schüchtern. Wurde sie doch von einem Kind beim Versuch einer Vermittlung am Schwanz gezogen. Miley galt fortan als unvermittelbar... Aber ich fasste den Mut, nahm mir ein paar Wochen Urlaub und gab ihr ein neues zu Hause, Zeit und viel Liebe.
Charlie fauchte wieder wie blöd, Sunny war es irgendwie egal, doch Winnie... Er guckte und sah sofort, Miley braucht noch etwas und ging kurz weg. Kam dann wieder aber blieb auf Abstand. Ganz vorsichtig bat er ihr seine Freundschaft an. Wer weiß, ob Miley heute so lebensfroh und zwar anfangs skeptisch aber dann zutraulich geworden wäre, wenn er nicht diese Gabe gehabt hätte, sie respektvoll aufzunehmen und ihr zu zeigen... Du bist hier sicher. Diese Dofenöffner sind gute Menschen!

Als wir dann auch noch die kleine Cookie bei uns aufgenommen haben, waren wir alle maximal glücklich. Es war die erste eigene Katze meiner Frau. Ihr erstes eigenes Haustier überhaupt. In unserer Kennenlernphase sprach sie noch davon, dass sie eigentlich nie Katzen wolle und dass sie mich nicht so richtig verstehen kann, warum ich Katzen so sehr liebe. Heute, kann sie sich eine Welt ohne nicht mehr vorstellen. Es ist schon irgendwie magisch, wie diese Lebewesen uns vereinnehmen können und diese Welt einfach zu einer besseren machen!
Das kleine Würmchen fand bei "Papa Charlie" zwar auch erst wieder ein, inzwischen zahnloses, Maul spangeweit geöffnet vor, aber auch dieses mal beruhigte er sich schnell und hatte eine neue Spielkameradin. Natürlich war auch Winnie schnell Feuer und Flamme von dem kleinen Teufel. Schon lustig, wenn die zwei durch die Wohnung fetzen, am Kratzbaum hängend versuchen zu kabbeln und dann wieder ganz friedlich um einen Platz im Bett oder dem Sofa bei uns buhlen.

Winnie war einfach der König der 5. Er hatte durchweg tolle Eigenschaften und eigentlich nur einen Makel: Er meinte, Teppiche wären ein Katzenklo. Der Grund warum wir irgendwann aufgegeben haben, welche haben zu wollen.

Ich glaube sein persönliches Highlight war es dann, in unserer Wohnung in Felsberg, den Balkon zu erobern. Egal ob in der brütenden Sonne oder einfach auf dem Balkonsofa, gern auch bei Regen oder Schnee. Er war immer ganz vorn mit dabei, sobald die Tür aufging.
Wenn es mal nicht nach draußen ging, beobachtete er alles ganz aufmerksam, dank der bodentiefe Fenster. Wenn man auf das Haus zufuhr, konnte man ihn schon oft aus der Ferne sehen und er erkannte uns beim parken und ging schon mal zur Tür.
Es war auch sein zu Hause und er machte es auch zu unserem, denn wo Winnie war, da war auch gute Laune, ein kuschelbedürftiger Freund mit einer dicken Nase und geschwätziger Stimme. Freundlich am Treteln und einfach liebevoll.
Morgens sang er immer das selbe Lied über's Verhungern und er verpasste nur sehr wenige Leckerlis, die er abends jagen musste, bevor sie unters Sofa oder die Schränke kullerte, nur um dann herauszufinden, wie er da trotzdem ran kommt.

Wenn wir im Urlaub waren, vermissten wir ihn und die anderen sehr. Schon am ersten Tag. Wenn man sich eine Katze anschafft, weiß man eigentlich auch, dass man sie überleben wird. Also - das man eines Tages Abschied nehmen muss. Rund 9 Jahre sind nicht wenig, aber ihm hätte ich noch viele viele weitere Jahre gegönnt. Auch uns! Denn er hat unser Leben auf (s)eine einzigartigartige Weise, in so vielen Facetten, bereichert. Umgekehrt hat er immer alles von uns bekommen, um ebenfalls ein wunderschönes, gar beneidenswertes Leben zu führen.

Als ich eines abends eine große Beule bei ihm am Hals spürte, versuchte ich meine Sorgen hinten anzustellen und ihm zu geben was er brauchte. Ich hätte und habe alles für ihn getan!
Weitere Untersuchungen und das Fortschreiten des Tumors machten uns dann irgendwann bewusst, dass seine Zeit auf Erden leider knapp bemessen ist und wir ihn, früher als je erhofft, verlieren werden.

In ein paar Tagen wäre Winnie 9 Jahre alt geworden. Bis auf ein paar unbekannte Monate in seinem Leben, wo er auf sich gestellt war, war er immer ein Teil meines Lebens. Ich bin mir sicher, er war glücklich. Jedenfalls zwinkerte er uns immer wieder zufrieden zu - auch in den Minuten, wo er langsam einschlief und ohne Leid von uns gehen durfte. Ich glaube fast daran... Für ihn, waren wir sein Leben!

Er durfte in Frieden, möglichst ohne Stress und Schmerzen, seine letzten Tage zu Hause bei seiner Familie verbringen, da wir ihn palliativ versorgt haben. So hat er noch mal die Kleiderschränke durchstöbert, bekam besonders viel Futter und Schmeckis, generell mehr Zeit und Aufmerksamkeit in unserem Alltag, aber auch die Ruhe und Möglichkeit abzutauchen um sich selbst auch vorzubereiten...

Ich denke, es liegt in unserer Verantwortung als Tierbesitzer, nicht nur die schöne Zeit zu gestalten, sondern auch die Zeit des Abschieds. Katzen genießen das Glück, dass man sie erlösen darf, wenn sie durch Krankheit oder ander Umstände vor Leid geschützt werden können. Dennoch gehört zu dieser Verantwortung auch, es dem betroffenen Tier, aber auch den anderen Tieren im Haushalt, die Möglichkeit zu geben, zu verstehen, dass ein Tier krank ist. Natürlich sollte man diese Phase nicht ausreizen, bis wirklich Leid entsteht und die Aufgabe "den richtigen Zeitpunkt" zu finden ist unfassbar schwer, aber wir sind uns sicher, dass es für Alle das Beste ist, dieses Bewusstsein zu entwickeln, anstatt "auf ein Mal einfach verschwunden zu sein".
Charlie lag noch bis zum Eintreffen der Tierbestattung bei ihm. Miley schnupperte an seinem Köpfchen. Sunny & Cookie saßen in Sichtweite und warteten wohl, dass er sie, wie gewohnt, zum spielen aufforderte oder direkt zu Sprintduell ansetzt. Doch den Weg - über die Regenbogenbrücke, den er gerade geht - bitte geht ihn erst in ganz langer Zukunft.

Seine Asche wird wiederkehren - doch die Erinnerung an ihn, wird erst mit uns und allen die ihn kennenlernen durften sterben. Winnie hat unser Leben über viele Jahre bereichert. Wir sind ihm unendlich dankbar. Er wird uns sehr fehlen. Wir lieben Dich!